Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.
(Victor Hugo)

Liebe Freundinnen und liebe Freunde der Weihermühle,

seit Monaten warten wir voller Vorfreude auf unsere diesjährigen Fohlen. 
Ich habe Ihnen versprochen, Sie auf dem Laufenden zu halten.

Inzwischen ist so viel Zeit vergangen und meine Unruhe und Verunsicherung wuchs, obwohl es unseren Stuten Gisa und Venus immer gut ging und es auch von tierärztlicher Seite keine Anzeichen oder Untersuchungsergebnisse gab, die darauf schließen ließen, dass etwas anderes als eine Verzögerung der Geburten im Raum stand. Im Gegenteil, alle Anzeichen bevorstehender Geburten waren vorhanden.

Auch fand ich in der Literatur Aussagen, dass sich die Trächtigkeit weit über 400 Tage hinaus ziehen kann und es trotzdem zu ganz normalen Geburten kommen kann.

Letztes Wochenende war für mich der Punkt erreicht, an dem ich Klarheit haben wollte.

Darum sind wir am Montag mit beiden Stuten in eine Pferdeklinik gefahren und haben die erforderlichen Untersuchungen durchführen lassen.

Die gute Nachricht ist, dass beide Stuten gesund und munter sind.
Allerdings haben sie keine Fohlen. Die Trächtigkeiten sind wohl bereits seit einigen Monaten nicht mehr vorhanden. Offensichtlich ist  es möglich, dass die Stuten ihre Fohlen resorbieren und trotzdem den Eindruck machen, als seien sie weiterhin tragend. Keine Rosse, keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen und sogar Milch seit dem errechneten Geburtstermin.

So traurig und irgendwie geschockt ich auch bin, so bin ich doch auch sehr erleichtert, dass sich Gisa und Venus nicht mit einer schweren Fehl- oder Totgeburt belasten müssen. Natürlich werfen sich nun unzählige Fragen auf, die Enttäuschung ist groß.

Dieses außergewöhnliche Jahr hat auch an dieser Stelle wieder gezeigt, dass wir nur eine Wahl haben: Wir können lediglich unser Bestes geben und Mutter Natur bitten, uns dabei zu unterstützen.
Und genau das hat sie getan, indem sie für Gisa und Venus einen Weg gewählt hat, dass beide ohne Schmerz und Kummer weiter durch ihr Leben gehen können.

Ich kann und werde nur eines tun – DANKBAR – dieses Geschenk annehmen.

Natürlich sind wir enttäuscht und sehr traurig, dass es in 2020 keine Fohlen in der Weihermühle gibt, doch ich habe auch viel gelernt und mit zwei gesunden Stuten ist das Glas mindestens halb voll mit den Chancen auf ein nächstes Mal.

Dieses Corona-Jahr hat uns und unsere Welt verändert.

Wir können nicht beurteilen, wie sich diese Energie in unserer Welt an Stellen manifestiert, die unserer menschlichen Betrachtungsweise unzugänglich sind. Schon oft habe ich erlebt, dass mein Verstand das Eine gesagt hat und meine Intuition etwas Anderes. In den meisten Fällen hatte meine Intuition Recht.
In diesem Jahr ist eben alles anders und wir dürfen uns auf eine neue, deutliche andere Welt einlassen.

Meine Zauberrösser sind unsere Weggefährten und wenn ich in den Jahren mit ihnen Eines gelernt habe, dann ist es ihre unvergleichliche Fähigkeit in mir, meinen Stimmungen und auch meinen Ängsten wie in einem Buch zu lesen.

Wenn Gisa und Venus ihre Fohlen haben gehen lassen, dann hatten sie einen guten Grund, der sie und auch ihr zu Hause schützen sollte. Davon bin ich überzeugt, da ich der Weisheit der Natur tief vertraue. Stellen wir uns einfach vor, diese kleinen Zauberrösser warten jetzt auf eine neue Chance zu uns zu kommen. Wir werden sie ihnen geben.

So bleibt das mehr als halbvolle Glas an Chancen und die Freude an den Geschöpfen, die uns treu begleiten.

Ich danke allen, die mit uns gewartet und gebangt haben und wünsche allen eine schönen Sonntag.

Ihre Nora Eisenlauer

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